Konzert am 2. Oktober 2022


Die Schöpfung (Joseph Haydn)


„Mit Haydn wird die Welt wieder jung,“ schreibt der englische Journalist Robert Turnbull 1907. In der SCHÖPFUNG erzählt Haydn die wunderbare Geschichte von der Entstehung dieser Welt aus der Perspektive des aufgeklärten Christenmenschen: So findet der den Menschen aus dem Paradies verdammende Sündenfall in Haydns SCHÖPFUNG nicht statt! Zusammen mit seinem Textdichter van Swieten schafft Haydn mit der SCHÖPFUNG ein Werk, in dem die Lichtwerdung alles Böse verbannt. Er sorgt dafür, dass DIE SCHÖPFUNG zu einem der Symbolwerke der Aufklärung wird.


Die klangmalerisch intensive Lichtwerdung in Haydns Werk stellt uns nicht zuletzt heute vor die Frage, wie wir die so wohl geschaffene Welt erhalten und bewahren können, damit sie auch für uns wieder jung wird! Wir haben deshalb Schülerinnen und Schüler des Musik- und Kunst-Leistungskurses des Frauenlob-Gymnasiums in Mainz im Vorfeld zu unserem Konzert befragt - sie haben uns ihre ganz eigenen Antworten auf gegeben: So haben sie sich zum einen musikalisch mit dem Thema der Lichtwerdung auseinandergesetzt und diese sogar neu vertont. Ihre selbst gestalteten Kunstwerke und Gedanken zum Thema Schöpfung - allesamt bunt, vielfältig und nachdenklich - werden am 2. Oktober in St. Stephan zu sehen sein (s. dazu auch den ausführlichen Bericht in der Mainzer Allgemeinen Zeitung vom 29.09.2022).


Haydns SCHÖPFUNG begeistert und inspiriert seit sie zum ersten Mal erklang: „Schon sind drei Tage seit dem glücklichen Abende verflossen, und noch klingt es in meinen Ohren, in meinem Herzen, noch engt der Empfindungen Menge selbst bey der Erinnerung die Brust mir. […] Die Musik hat eine Kraft der Darstellung, welche alle Vorstellung übertrifft; man wird hingerissen, sieht der Elemente Sturm, sieht es Licht werden, die gefallenen Geister tief in den Abgrund sinken, zittert beym Rollen des Donners, stimmt mit in den Feyergesang der himmlischen Bewohner. Die Sonne steigt, der Vögel frohes Lob begrüsst die steigende; der Pflanzen Grün entkeimt dem Boden, es rieselt silbern der kühle Bach, und vom Meersgrund auf schäumender Woge wälzt sich Leviathan empor.“ So enthusiastisch äußert sich der Korrespondent des „Neuen teutschen Merkur“, der am 30. April 1798 der Uraufführung der SCHÖPFUNG im Palais Schwarzenberg in Wien beiwohnt. Lassen auch wir uns am 2. Oktober von diesem besonderem Werk bewegen!


Christoph Wermter, 1. Vorsitzender, MAINZER SINGAKADEMIE e. V.